Erfahrungsbericht: Studieren und Forschen in Costa Rica

© Alessandra Guhr

Studieren und Leben in Costa Rica

Die Vorbereitung

Für die Vorbereitung sollte man großzügig Zeit einplanen, da vor allem dem Visum – sowohl bereits in Deutschland, als auch dann in Costa Rica – einiges an Aufwand vorangeht. Ist man von der LUH für den Austausch angenommen worden, steht noch die Bewerbung bei der Universidad de Costa Rica (UCR) an. Ist diese geschafft – jedoch spätestens nach Erhalt des Letters of Acceptance von der Universidad de Costa Rica – sollte man sich an die costaricanische Botschaft in Berlin oder an das Honorarkonsulat in Hannover wenden, um das Visum zu beantragen. Neben der Vereinbarung für einen Termin zur Abholung des Visums müssen zunächst einige Dokumente eingereicht werden. Dazu gehören neben dem Reisepass mit Kopien, Passfotos und dem Letter of Acceptance, unter anderem auch der Nachweis ausreichender finanzieller Mittel, eine Internationale Geburtsurkunde und ein polizeiliches Führungszeugnis. Für die letzten beiden Dokumente wird zudem eine Apostille benötigt, die man am besten gleich bei der Beantragung mit anfordert.

Neben dem Visum stehen natürlich auch die Organisation von der An- und Abreise und der Unterkunft an. Die Universidad de Costa Rica bietet die Unterbringung bei einer Gastfamilie an für die man sich bewerben kann. Wer lieber alleine oder zusammen mit anderen Studenten wohnt, wird in San José eine Fülle an Hostels und zur Vermietung bestimmte Zimmer und Wohnungen finden. Letztere lassen sich jedoch leichter vor Ort ausfindig machen. Bei der Vorbereitung sollte man zudem überlegen, ob nicht noch einige Impfungen sinnvoll sein könnten.

Bevor es losgeht, sollte man sich überlegen, wie man den Aufenthalt in Costa Rica nutzen möchte. Neben der Möglichkeit, das Semester an der UCR als Ergänzung zu seinem Studium in Hannover zu betrachten und sich Kurse für sein Studium anerkennen zu lassen, besteht auch die Möglichkeit in Costa Rica ein Forschungsprojekt durchzuführen und den Forschungsaufenthalt als Praxismodul anerkennen zu lassen. Ein vorläufiges Learning Agreement wird dann in Hannover in Absprache mit den Betreuern und Koordinatoren des Austauschprogramms erstellt. Die endgültige Kurswahl erfolgt in Costa Rica.

Und dann heißt es auch schon plötzlich Kofferpacken … Sonnencreme, Insektenmittel, Regenschirm, Wörterbuch, … und los geht’s! 

 

Studieren in San José

Das Studentenleben in Costa Rica ist spannend, jedoch nicht zu vergleichen mit dem in Deutschland. Zu Anfang des Semesters gibt es einen Orientierungstag, an dem alle Austauschstudenten teilnehmen müssen. Hier wird der Alltag an der UCR vorgestellt und noch einige organisatorische Dinge besprochen. In den nächsten Tagen müssen dann alle aus Deutschland mitgebrachten Dokumente übersetzt und schließlich im International Office eingereicht werden, um das endgültige Studentenvisum beantragen zu können. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die wenigsten tatsächlich ein Visum am Ende des Semesters erhalten. Um an der UCR regulär immatrikuliert zu sein, müssen jedoch alle erforderlichen Unterlagen vorliegen, weshalb man unbedingt alle notwendigen Dokumente mit nach Costa Rica nehmen sollte.

Die Seminare, die man besuchen möchte, werden vor Ort gewählt. Alle Kurse werden auf Spanisch angeboten, weshalb gute Sprachkenntnisse vorauszusetzen sind.  Es ist außerdem zu beachten, dass die Kurse sehr zeitaufwendig sind – 100 Seiten Lektüre pro Kurs und Woche sind nicht ungewöhnlich. Zudem verlangen die meisten Dozenten neben einer Hausarbeit noch zwei bis drei Klausuren und ein Referat pro Semester. Wer einen Forschungsaufenthalt plant, sollte daher erfahrungsgemäß nicht mehr als zwei Kurse belegen. So unterschiedlich die Seminare dann in Thematik, Aufbau und Art der Lehre waren, hatten sie doch gemein, dass die Dozenten sehr engagiert waren und einem bei Fragen oder Problemen stets weitergeholfen haben.

Auch wenn das Studium sich sehr zeitintensiv gestaltet, macht das Studieren am Unicampus „Rodrigo Facio“ in San José großen Spaß. Hier trifft man sich oft mit Freunden und Kommilitonen, mit denen man in den umliegenden Sodas – den kleinen costaricanischen Restaurants- günstig zu Mittag essen kann. Und auch das in der Universität beheimatete Faultier beehrt die Studenten ab und zu mit seiner Anwesenheit. Zur Gestaltung der Freizeit bieten sich die zahlreichen für Studenten kostenlosen Angebote auf und um den Campus herum an -  Konzerte und Vorträge, diverse Filmvorführungen und natürlich Sportkurse, bei denen man auch lateinamerikanische Tänze lernen kann.

 

¡Pura Vida! in Costa Rica

Neben dem nicht ganz unanstrengenden Studentenleben hat Costa Rica natürlich sehr viel mehr zu bieten. San José besitzt eine Fülle an kulturellen Angeboten, die sich über „Enamórate de tu ciudad“ (wöchentliches Kulturfest), „Feria agrícola“ (Bauernmärkte) bis hin zum „Mercado Central“ in der Innenstadt (Markthalle), welcher seit 1880 existiert, erstreckt. Obwohl Costa Rica nur etwa so groß ist wie Niedersachsen, reicht ein Semester kaum aus, um das Land in all seinen Facetten kennenzulernen. Wer entspannen und Sonne tanken möchte, der kann in nur kurzer Zeit an die Karibik- bzw. Pazifikküste gelangen. Dank der geringen Größe des Landes kommt man von San José aus relativ schnell ans Meer, weshalb auch z.B. Wochenendreisen während des Semesters kein Problem sind. Auch tropische Regenwälder und Vulkane hat das kleine mittelamerikanische Land zu bieten.

Das Reisen mit dem Bus ist in Costa Rica günstig, einfach und sicher. Im Gegensatz zu anderen Städten gibt es in San José sehr viele verschiedene Busstationen mit unterschiedlichen Strecken, weshalb man sich bereits im Vorfeld darüber erkundigen sollte, von wo aus man welchen Bus nehmen muss. Denn zum einen besitzt fast jede Strecke einen eigenen Busbahnhof. Und zum anderen liegen viele von ihnen an abgelegenen Orten. Darüber hinaus gibt es in Costa Rica keine Straßennamen, so wie man es hier gewohnt ist, sondern eine Straßenzuordnung nach Richtungsangaben („50 Meter östlich und 25 Meter nördlich der Roosevelt-Schule“) und nur in San José eine Straßenordnung nach geraden und ungeraden Ziffern. Zudem empfiehlt es sich, sich sein Busticket bereits einen Tag im Vorfeld zu kaufen, da auch die Ticos, wie die Costaricaner sich selbst nennen, oft mit dem Bus reisen.

Auch die Nachbarländer Panamá und Nicaragua, die sich kulturell teilweise stark von Costa Rica unterscheiden, sind definitiv eine Reise wert. Obwohl sie nicht weit entfernt liegen, so sollte man doch etwas mehr Zeit dafür einplanen, weshalb es sich anbietet, nach Ende des Semesters diese Länder zu besuchen.

Ob Chifrijo, Chiliguaro oder Osos Perezosos – es gibt diverse Dinge, die man nach seinem Aufenthalt in Costa Rica nicht mehr missen möchte. Das Auslandssemester in Costa Rica ist daher nicht nur eine hervorragende Möglichkeit, seine Sprach- und Fachkenntnisse zu erweitern, sondern vor allem eine fantastische Gelegenheit Menschen und Kulturen kennenzulernen und neue, wunderschöne Orte zu entdecken. Die glücklichsten Menschen der Welt leben in Costa Rica – wer herausfinden möchte warum, sollte sich das ¡Pura Vida!- Abenteuer auf keinen Fall entgehen lassen.

 

Azar Hagshenas, Christina Kochannek